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Rock City

Steiningen ist eine beschauliche Kleinstadt mit rund 10.000 Einwohnern, die nur eine halbe Autostunde von der nächsten Großstadt entfernt inmitten einer idyllischen Landschaft gelegen ist. Der gut erhaltene mittelalterliche Stadtkern mit dem Marktplatz, dem historischen Rathaus und der spätgotischen Sankt-Georgs-Basilika lockt insbesondere im Sommer viele Touristen aus aller Welt an. Und natürlich versäumen es die auch nicht, Burg Drachenfels, dem schon erwähnten Wahrzeichen der Stadt, einen Besuch abzustatten. Die gut erhaltene Anlage datiert zurück bis ins 11. Jahrhundert und beherbergt heute unter anderem das Landesmuseum, in dem zahllose Exponate die Geschichte von Steiningen und Umgebung dokumentieren. Mehr Besucher ziehen allerdings die schummrigen Verliese in den weitläufigen Kasematten an – und natürlich auch die unheimliche Folterkammer mit ihren schrecklichen Marterinstrumenten, die schon so manchem Besucher einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt haben. Wie gut, dass man sich danach im Burg-Restaurant von diesem Schrecken erholen kann! Ein Teil der Einwohner lebt denn auch vom Fremdenverkehr, der Rest aber geht den gleichen Beschäftigungen nach wie in anderen Kleinstädten auch: So gibt es in Rock City zum Beispiel viele Handwerker, kleine Gewerbetreibende und die üblichen Freiberufler. In der Stadtverwaltung ist einiges Personal beschäftigt und natürlich auch in der Kreisverwaltung und den dazu gehörigen Behörden.

Andere finden Arbeit im großen Einkaufszentrum, das nicht weit vom Marktplatz entfernt errichtet wurde. Darin gibt es nicht nur Geschäfte aller Art, sondern auch eine Bowling-Bahn, ein Billard-Salon, eine Disco und ähnliches mehr. Und natürlich birgt Steiningen in seinen Mauern auch ein modernes Multiplex-Kino, Internet-Cafés oder Tattoo-Studios.

Seit rund zehn Jahren existiert eine kleine Gewerbesiedlung am Rande der Stadt, in der sich nicht nur Reparaturwerkstätten und eine Autopresse, sondern auch Industriebetriebe und eine chemische Fabrik angesiedelt haben. Das Projekt war damals sehr umstritten. Besorgte Bürger – darunter auch Thomas und Lisa Berger sowie Martina Stein - , die um die Reinheit von Luft, Wasser und Umwelt fürchteten, haben denn auch versucht, den unweit des Teufelssees gelegenen Gewerbepark durch einen Bürgerentscheid zu verhindern, sind damit aber knapp gescheitert. Inzwischen jedoch ist Gras über die Sache gewachsen, zumal die Befürchtungen sich offensichtlich als unbegründet erwiesen haben – zumindest hat es diesen Anschein.

Für die Erziehung und Bildung seiner Bürger hält Rock-City nicht nur die üblichen Kindergärten, Grund- und Hauptschulen parat, sondern auch eine Volkshochschule und zwei Gymnasien, die auch von Schülern aus den umliegenden Ortschaften besucht werden: Die Schiller-Oberschule und das Paracelsus-Gymnasium, auf das Jan, Einstein und Marie gehen. Und zur Universität in der nächsten Großstadt gibt es eine regelmäßige S-Bahn-Verbindung.

Das Freizeitangebot von Rock City ist überaus vielfältig: Es gibt Sport- und Spielplätze, eine große Bibliothek und eine kleine Freilichtbühne vor den Toren der Stadt – und natürlich darf auch ein großes Frei- und Hallenbad nicht fehlen. Wobei die Jugendlichen zum Baden viel lieber den schon erwähnten Teufelssee aufsuchen, der in südlicher Richtung unweit der Stadt gelegen ist. Am Ufer des Sees, um den sich viele schauerliche Gerüchte und Legenden ranken, gibt es nicht nur ein Strandbad und einen Camping-Platz, sondern auch zahlreiche versteckte kleine Buchten, in denen man ungestört baden kann. Zudem ist der See sehr fischreich – „Gedünstetes Teufelsseehechtfilet an Weinschaumsauce“ darf auf keiner Speisekarte in Rock City fehlen! – und bietet mancherlei anderem Getier eine Heimat. Im Winter kann man auf der gefrorenen Eisfläche Schlittschuh laufen oder Eishockey spielen, es sei denn, man zieht es vor, zum Skilaufen in die nahen Berge zu fahren.

Nicht weit vom See entfernt, der an seinem südlichen Ende in das schauerliche Teufelsmoor übergeht, befinden sich die Überreste einer alten Mine, die noch heute davon zeugt, worauf Steiningens ursprünglicher Reichtum gegründet war: Auf die umfangreichen Vorkommen an Silber-Erz nämlich, die vor Jahrhunderten in den Hügeln vor Rock City entdeckt wurden. Leider sind diese längst erschöpft. Die Schächte und endlosen Stollen und Gänge allerdings, durch die man das wertvolle Gestein abgebaut hat, wurden nur zum Teil zugeschüttet und ziehen sich deshalb noch heute tief durch die Erde, auch wenn sie allesamt unzugänglich gemacht worden sind.

Auf der anderen Seite der Stadt, im Norden, liegt eine alte Klosterruine, an die sich ein dichtes Waldgebiet anschließt: der Dämmerwald. Darin befindet sich eine große Lichtung, die als Hexentanzplatz verschrien ist. Angeblich hätten dort im Mittelalter Hexen ihr Unwesen getrieben. Schlimmer noch: Mittels ihrer magischen Künste sei es ihnen sogar gelungen, die Mönche des nahen Klosters in den Bann des Teufels zu ziehen. Und tatsächlich: Während der Inquisition wurden nicht nur zahlreiche Steininger Frauen der Hexerei angeklagt und deswegen verbrannt, sondern auch die Mönche des Klosters. Schuld daran waren allerdings weder schwarze Magie noch Hexerei, sondern vielmehr die Raffgier des damaligen Herrn von Drachenfels, wie Forschungen ergeben haben: Dieser hatte es nämlich auf die fruchtbaren Ländereien des Klosters abgesehen – und so brachte er die armen Frauen und Männer mit gezielten Denunziationen vors Inquisitionsgericht, vor dem niemand eine Chance hatte. Heute allerdings ist dies längst vergessen und nur ein hartnäckiges Gerücht zeugt noch von diesem dunklen Kapitel in der Steininger Geschichte: Es wird nämlich behauptet, an beiden Orten würde es spuken – die Geister der Hexen und Mönche würden dort immer noch ihr Unwesen treiben, besonders in hellen Vollmondnächten. Und es gibt nicht wenige Steininger Bürger, die Stein und Bein schwören, den Tanz der Hexen oder die Choralgesänge der Mönche in einer solchen Nacht nicht nur mit eigenen Augen oder Ohren wahrgenommen zu haben, sondern auch von diesen verfolgt worden und ihnen nur mit knapper Not entkommen zu sein. Weshalb die beiden Orte immer noch gemieden werden, besonders von ängstlichen Gemütern natürlich.